Pressekonferenz „40 Jahre Grüne Gentechnik“

 

Das Forum Grüne Vernunft e. V. (FGV) und der WGG luden für den 02. Juni 2023 zu einer gemeinsamen Pressekonferenz unter dem Titel „40 Jahre Grüne Gentechnik“ nach Berlin ein. Anlass zu der Pressekonferenz war die erste Veröffentlichung zu Gentransfer mit dem Ti-Plasmid aus Agrobacterium tumefaciens im Mai 1983 (1). Diese Publikation legte den Grundstein für den erfolgreichen Gentransfer bei Pflanzen und läutete die Grüne Gentechnik ein.

 

Der FGV-Vorsitzende Minister a.D. Dr. Horst Rehberger eröffnete die Pressekonferenz und verwies daraufhin, dass diese Forschungen zur Grünen Gentechnik am Max-Plank-Institut in Köln, also in Deutschland gemeinsam mit belgischen Forschern begonnen haben und deren Umsetzungen einen Siegeszug über die gesamte Welt gemacht haben. Er betonte allerdings auch, dass sich gerade Deutschland diesen Entwicklungen entzogen hat. Eine praktische Anwendung der Grünen Gentechnik fände in Deutschland nicht statt und die Ergebnisse aus der guten Grundlagenforschung in Deutschland in der Regel in den USA und in China erfolgreich umgesetzt würden.

 

Herr Rehberger kritisierte scharf die strikte Ablehnung der Grünen Gentechnik durch Greenpeace e. V. und der Evangelischen Kirchen. Insbesondere hob er ihre Aktivitäten gegenüber der Einführung des „Goldenen Reis“, der das Provitamin A synthetisiert und gerade in Südostasien Kinder vor Erblindung schützen und dem Tod durch Vitamin A Mangel vorbeugen kann, hervor.  

  

 

      Die Nobelpreisträger

Nobelpreisträger Prof. Dr. R. Roberts, Initiator des Appells (2) von inzwischen 160 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträgern, wonach Greenpeace aufgefordert wird, „die Kampagne gegen den Goldenen Reis im Speziellen und gegen biotechnologisch verbesserte Pflanzen im Allgemeinen einzustellen“, forderte die Europäer auf, endlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Sicherheit von gentechnisch veränderten Pflanzen anzuerkennen.

                                   (Statement in Englisch)   Anlage 1


Nobelpreisträgerin Prof. Dr. C. Nüsslein-Volhard ging besonders auf die Bedeutung gentechnischer Verfahren für eine nachhaltige Landwirtschaft und den Erhalt der Biodiversität ein. Ihr generelles Fazit: “: Das europäische Gentechnikrecht von 2001 muss gründlich überarbeitet werden, um die inzwischen gesammelten positiven Erfahrungen der "klassischen" und die großen Potenziale der neuen Gentechnik zu berücksichtigen. Zunächst sollten auf jeden Fall genomeditierte Pflanzensorten nicht mehr als GMOs eingestuft werden, da sie keine artfremden Gene enthalten und sich nicht von konventionell gezüchteten Pflanzen unterscheiden. Neue Sorten sollten nach ihrer Leistungsfähigkeit und nicht nach ihrer Herkunft beurteilt werden. Meine Vision für unser Land ist der Anbau gentechnisch veränderter resistenter Kulturpflanzen in Kombination mit nachhaltigen Verfahren der Bodenbearbeitung und des Düngens, wie sie zum Beispiel im ökologischen Landbau entwickelt wurden, aber auch bei moderneren Anbaustrategien in der konventionellen Landwirtschaft berücksichtigt werden. So ließen sich die Vorteile beider Verfahren verbinden – zum Schutz unserer Natur. Wenig lukratives Kulturland sollte man dagegen weitgehend renaturieren, um der Pflanzen-­ und Tierwelt großflächige Rückzugsorte zu verschaffen.

 

 

         Den Politikern in Deutschland wünsche ich Mut zur Vernunft."

                                                                                         Statement Nüsslein-Volhard (Analge 2)

Nach den beiden Einführungen wurde ein Appell von deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den Vorstand von „Brot für die Welt“ vorgestellt.  Dieser Appell Minister a.D. Dr. Horst Rehberger initiiert. Rehbergers Kommentar: „Wie ihre Amtsvorgänger nehmen die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus und der jetzige „Brot-für-die Welt“-Vorstand offenbar lieber Erblindung und Tod von Millionen Kindern armer Familien in Asien und Afrika in Kauf, als ihre wissenschafts- und menschenfeindliche Haltung zur Grünen Gentechnik und insbesondere zum Goldenen Reis aufzugeben.“

Anlage 3

 

Anschließend erfolgte noch eine ca. einstündige Diskussionsrunde zu den neuen genomischen Techniken, deren möglichen neuen gesetzlichen Regelung, der Kennzeichnung von Produkten aus genomeditierten Pflanzen, zu Nachweisverfahren und den Problemen von Freisetzungsversuchen von gentechnisch veränderten Pflanzen zu Forschungszwecken. 

 

 

(1) Herrera-Estrella, L., Depicker, A., Van Montagu, M. et al. Expression of chimaeric genes transferred into plant cells using a Ti-plasmid-derived vector. Nature 303, 209–213 (1983)

https://doi.org/10.1038/303209a0

 

(2) Laureates Letter Supporting Precision Agriculture (GMOs)

To the Leaders of Greenpeace, the United Nations and Governments around the world

 

https://www.supportprecisionagriculture.org/nobel-laureate-gmo-letter_rjr.html

 

Meldungen zur Pressekonferenz:

 

Lange, M.; Brose, M.: Verbraucher sorgen sich, aber Wissenschaftler sind optimistisch

https://www.deutschlandfunk.de/gruene-gentechnik-diskussion-gewinnt-an-neuer-schaerfe-dlf-b7b6496d-100.html

 

Fischer, J.A.: Europa könnte sich für grüne Gentechnik öffnen

https://www.rnz.de/politik/hintergrund_artikel,-Berlin-Europa-koennte-sich-fuer-gruene-Gentechnik-oeffnen-_arid,1125902.html

 

Fischer J.A.: Kann gentechnisch veränderter Reis Hunger in der Welt bekämpfen?

https://www.pnp.de/nachrichten/politik/kann-gentechnisch-veraenderter-reis-hunger-in-der-welt-bekaempfen-11760671

 

 

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Anlage 1
Statement Prof. Dr. Richard John Roberts
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Anlage 2
Mut zur Vernunft: moderne Pflanzenzüchtung für Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft.
Statement Prof. Dr. C. Nüsslein-Volhard.
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Anlage 3
Appell an EKD-Rat.pdf
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