Genome Editing: Neue Techniken für bessere Lebensmittelprodukte

Um Genome Editing oder auch neue genomische Techniken (NGT) ging es bei der vom Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik (WGG) e.V. organisierten Veranstaltung, die im Mai im Rahmen der ANUGAFoodTec 2022 in Köln stattfand. Wissenschaftsexperten informierten über den aktuellen Wissensstand und boten eine Plattform für die Diskussion rund um das Thema.

Moderiert vom Vorsitzenden des WGG, Prof. Dr. Klaus Dieter Jany, gab das gut besuchte Symposium einen Überblick über Art und Nutzung der NGT in Hinblick auf Anwen-dungen bei Tieren, Pflanzen und Mikro-organismen. Die lebhafte und konstruktive Diskussion im Anschluss thematisierte auch die regulatorischen Hürden für die neuen Techniken.

Die Anwendung von Genome Editing beim Nutztier war Thema von Dr. Björn Petersen vom Institut für Nutztiergenetik, am Friedrich-Loeffler-Institut in Neustadt-Mariensee.

Zweifelsohne haben die NGT, allen voran CRISPR/Cas, auch in der Tierzüchtung viele Möglichkeiten eröffnet. Wie der Referent ausführte, haben Wissenschaftler mit CRISPR/Cas als potentem Genomeditor nun Werkzeuge in der Hand, um das Genom von Nutztierarten effizient zu verändern. Zu den Anwendungen der Genomeditierung bei Nutztieren gehören Tierwohl, Krankheits-resistenz, Klimaresistenz und die Verwendung von Schweinen als biomedizinische Modelle, um neue Behandlungen für menschliche Krank-heiten und Schweineorgane als potenzielle Spenderorgane für die Xenotransplantation zu finden. Genomeditierung beim Nutztier könnte helfen, zukünftige Herausforderungen anzugehen.

Die gezielte Mutagenese durch Genom-editierung zur Verbesserung der Qualität der Ernteprodukte wichtiger Nutzpflanzen thematisierte Prof. Dr. Christian Jung, Direktor am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

 In diesem Zusammenhang beschrieb Prof. Jung die Anwendung der gezielten Mutagenese in Kulturpflanzen und die Modifikation von Merkmalen, die für die Verwendung als Lebens- und Futtermittel wichtig sind.

So ist es ihm und seinem Forschungsteam bereits im Jahr 2017 gelungen, das Genom eines tetraploiden Ölraps gezielt zu ver-ändern. Mithilfe von NGT gelang es ihnen, bereits in der ersten Nachkommensgeneration alle Genkopien auszuschalten, die die Platzfestigkeit der Rapsschoten kontrollieren. Die neue Züchtungsmethode verspricht erhebliche Ertragssteigerungen.

Über Mikroorganismen – Die besonderen Helfer für Herstellung nachhaltiger und gesundheitsfördernder Lebensmittel schließlich, sprach Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, ehemaliger Leiter des Molekular-biologischen Zentrums an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe.

Anwendungen aus Biotechnologie sowie die Verwendung von Mikroorganismen und von ihnen synthetisierte Produkte haben in der Lebensmittelwirtschaft eine sehr lange Tradition und entwickeln sich ständig weiter. NGT ermöglichen es heute, neue Zutaten zu entwickeln oder schwer zugängliche traditionelle Inhaltstoffe aus unterschied-lichsten Matrices (z.B. Muttermilch, Pilzen, Algen usw.) unter ökonomischen, ökologischen und nachhaltigen Bedingungen zu gewinnen und auf veränderte Ernährungsgewohnheiten einzugehen. In diesem Kontext beschrieb Jany aktuelle Beispiele wie Fermentation, cultured meat, veganen Fleischersatz oder neue Enzyme für die Herstellung besonderer Oligosaccharide.