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Mal der Reihe nach: Wie war das mit der grünen Gentechnik (in Deutschland)?!

 

 

1953

James Watson und Francis Crick entdecken die DNA-Struktur, wofür sie 1962 den Nobelpreis für Medizin bekommen.

 

1973

gelingt zum ersten Mal die Übertragung einer rekombinierten DNA  in einen Mikroorganismus. Der erste gentechnisch veränderte Organismus (GVO) wurde geschaffen.

 

1975

Asilomar-Konferenz in Kalifornien. Diskussion führender Wissenschaftler über die Chancen und Risiken der Gentechnik. Auf der Tagung erstellen Molekularbiologen ihre eigenen Sicherheitsrichtlinien für Arbeiten in der Gentechnik. Kurz darauf gründen die National Institutes of Health (NIH) in den USA das Recombinant DNA Advisory Committee (RAC) zur Erstellung der NIH-Richtlinien, in die die Ergebnisse der Asilomar-Konferenz einfließen. Die NIH-Richtlinien werden 1976 vorgelegt.

 

1980iger Jahre

Erste Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen, darunter zum Beispiel Erdbeeren mit Frostresistenz. 

 

1980

Die GRÜNEN in Deutschland gründen sich. Eines ihrer Themen ist die radikale Ablehnung jeder Art von Gentechnik.

 

1983

Am Max-Planck Institut für Züchtungsforschung in Köln wird mit Hilfe des Bakteriums Agrobacterium tumefaciens rekombinierte DNA in Pflanzenzellen eingeschleust. Die Grundlage zur „grünen“ Gentechnik ist gelegt

 

1984

Die Hoechst AG beantragt Genehmigung für eine Produktionsanlage zur Herstellung von Human-Insulin mit Hilfe eines gentechnisch modifizierten Mikroorgnismus.

 

1985

Josef Martin (Joschka) Fischer wird in Hessen erster grüner Umweltminister und blockiert erfolgreich die Genehmigung zum Betrieb der Insulin-Anlage. Sein CDU-Nachfolger  versucht ab 1987 die Blockaden zu beseitigen. Erst nach langen Gerichtsverfahren kann HOECHST 1994 die mittlerweile zu kleine Anlage in Betrieb nehmen. Inzwischen wird der deutsche Markt mit Insulin aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen bedient.

 

1986

Der weltweit erste Freilandversuch mit einer gentechnisch veränderten Pflanze findet in den USA statt.

 

1987

Die auf Antrag der SPD eingesetzte Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags legt ihren Abschlussbericht "Chancen und Risiken der Gentechnologie" vor. Die Fraktionen von CDU/CSU, SPD und FDP sind sich in ihrer vorsichtig positiven Beurteilung der Gentechnik grundsätzlich einig, nur die GRÜNEN lehnen jede Art von Gentechnik ab. Der Bericht fließt in das Gentechnikgesetz ein.

 

1988

Erstmalig wird ein Säugetier patentiert, die an der Harvard-Universität entwickelte transgene "Krebs-Maus".

Das "Human Genome Project" wird in den USA und Japan beschlossen. Die mehr als 3 Milliarden Bausteine des menschlichen Erbguts sollen entschlüsselt werden.


EU-Moratorium für ein gentechnisch hergestelltes Rinderwachstumshormon (rBST)

1990
Am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln wird der erste Freilandversuch mit gentechnisch veränderten Pflanzen (Petunien) in Deutschland durchgeführt (1990-1993). Erste Aussaat: 14. Mai 1990.Es entsteht die erste Freisetzungsinitiative "BürgerInnen beobachten Petunien" in Köln.

 

Von der Europäischen Union (EU) werden zwei Richtlinien über das Arbeiten mit und die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen erlassen. Richtlinie  90/220/EWG (Freisetzungsrichtline) und  90/219/EWG (Arbeiten im geschlossenen System)


Am 1. Juli tritt das bundesdeutsche "Gesetz zur Regelung von Fragen der Gentechnik" (Gentechnikgesetz ­ GenTG) in Kraft .

 
1993

In Deutschland beginnt eine breite Protestwelle gegen Freisetzungen und an vielen Freisetzungsorten gründen sich Bürgerinitiativen.

 
1994
Die gentechnisch veränderte Tomate "Flavr Savr" der Firma Calgene kommt in den USA auf den Markt. Sie  wird nach einiger Zeit  wieder vom Markt genommen. Produkte aus Tomaten dieses Typs, z.B. Tomatenmark oder Ketchup, werden in Großbritannien bis 1998 mit gutem Erfolg verkauft. 

 
In Deutschland wird eine Koordinationsstelle gegen die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen ­ - getragen von vielen Initiativen und Einzelpersonen - eingerichtet. Sitz der Stelle ist das Gen-ethische Netzwerk (GeN) in Berlin.

 

Deutschland beteiligt sich am "Human Genome Project".  

 

1994 bis 1997

Über 50 Freisetzungen werden genehmigt.

 

1996

In USA und Kanada beginnt der großflächige Anbau transgener Pflanzen: Sommerraps (Canola), Soja, Baumwolle, im Folgejahr Mais. Später folgen Luzerne und Zuckerrüben. Wichtige Eigenschaften: Resistenz gegenüber bestimmten Insektenlarven und Toleranz gegenüber wichtigen Breitband-Herbiziden, vor allem Glyphosat (Roundup-Ready-Sorten) und, auch Glufosinat (Liberty-Link-Sorten).

 

Die EU erlaubt den Import von gentechnisch veränderten Sojabohnen zur Weiterverarbeitung in der Lebens-und Futtermittelwirtschaft (Entscheidung Nr. 96/281/EG und 97/98/EG). Mit der Einführung des ersten gentechnisch veränderten Marktprodukts - eine gentechnisch veränderte Sojabohne des US-Konzerns Monsanto - in die EU steigt Greenpeace in den Widerstand gegen Gentechnik ein und startet eine groß angelegte Anti-Gentechnikkampagne.

 

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startet den BioRegio-Wettbewerb, ein Projekt, mit dem die Gentechnologie in Deutschland vorangetrieben werden soll.

Ein dänisches Forschungsteam weist nach, dass Gene von herbizidtolerantem- Raps auf verwandte Wild-Pflanzen übertragen werden können. In den folgenden Jahren wird ein derartiger Gentransfer auch von anderen Wissenschaftlern nachgewiesen.

 

1997

Klonschaf Dolly wird in Edinburg geboren.

 

Die „Novel Food“-Verordnung, in der nun auch Erzeugnisse aus GVO erfasst werden, tritt in Kraft. Produkte aus GVO müssen von nun an in der EU ein Zulassungsverfahren durchlaufen.

Im Oktober bekräftigen die Bündnis-Grünen ihre generelle Ablehnung jeder Art von Gentechnik.

 

1998

Die Hoechst AG kann die Insulin-Produktion in großem Maßstab nach verbessertem Verfahren aufnehmen. Ministerpräsident Eichel (SPD) erklärt bei dieser Gelegenheit, die Politik habe dazu gelernt. Die Konkurrenten Eli-Lilly und Novo-Nordisk sind längst am Markt.

 

Lebensmittel, die nachweislich gentechnisch verändertes (gv) Soja oder gv Mais enthalten, sind kennzeichnungspflichtig. Nestlé bringt den Schokoriegel

„Butterfinger“, welcher Cornflakes enthält, die aus gentechnisch verändertem Mais hergestellt wurden, kommt auf den deutschen Markt.

 

In Deutschland, Frankreich und Spanien wird auf Versuchsflächen (30.000 ha) erstmals gentechnisch veränderter Mais geerntet.

 

Arpad Pusztai vom schottischen Rowett-Institute warnt in einem Fernsehinterview auf Grund seiner Fütterungsversuche mit Lektin-Kartoffeln generell vor den gesundheitlichen Gefahren von Gentechnik in Lebensmitteln. Pusztai machte die Ergebnisse öffentlich bekannt, noch bevor diese veröffentlicht waren. Die darauf folgende Auseinandersetzung über die Forschungsergebnisse wurde als Pusztai-Affäre bekannt. 

 

1999

Juni

EU-Kommission beschließt ein Zulassungsmoratorium für gentechnisch veränderte Pflanzen. Es soll bis 2002 bis zum Inkrafttreten einer überarbeiteten Freisetzungsrichtlinie  bestehen bleiben.

 

Juli

In den USA erscheint eine Studie, nach der insektenresistenter Mais (Bt-Mais) nicht nur Schädlinge, sondern auch Nicht-Zielorganismen wie zum Beispiel die Raupen des Monarch-Falters schädigt. Dieses Ergebnis sorgt für viel Diskussion und Medieninteresse. Greenpeace greift die Studie für eine große Medienkampagne auf. Zahlreiche in den Folgejahren durchgeführten Studien zeigen, dass keine generellen Gefahren bestehen.

 

November

Die Ergebnisse von Fütterungsversuchen mit transgenen Kartoffeln bei Ratten von Arpad Pusztai werden veröffentlicht. Sie werden von vielen Fachkollegen kritisiert.

 

2000

Zahlreiche Forschungsprojekte bei denen das Erbgut von Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen und das des Menschen entschlüsselt werden soll, sind im Gange.

 

Das Biosafety-Protokoll wird nach jahrelangen Verhandlungen verabschiedet. Es enthält Sicherheitsregelungen auf internationaler Ebene über den Export, Import, Anbau und Verkauf gentechnisch veränderter Organismen.

97 Prozent des Genoms der Fruchtfliege Drosophila melanogaster sind entschlüsselt. Drosophila gilt als Modellorganismus für Entwicklungsprozesse und Krankheiten.

Craig Venter von der US-Firma Celera Genomics Corp. teilt mit, dass sein Unternehmen 99 Prozent des menschlichen Erbguts entschlüsselt habe. Zweieinhalb Monate später gibt das internationale Human Genome Project (HGP) bekannt, 97 Prozent des menschlichen Erbgutes entschlüsselt zu haben.

 

Februar

Auf Weisung der Gesundheitsministerin Andrea Fischer (DIE GRÜNEN) setzt das ihr unterstehende Robert-Koch-Institut die gentechnikrechtliche Genehmigung für die Bt-Mais-Sorte Sorte Windsor (Bt-176) der Firma Syngenta aus.

 

April

Bundesregierung widerruft Zulassung für Bt-176 Mais. Sicherheitsforschung wird fortgeführt.

 

Mai

Ein Forschungsprojekt der Universität Jena zeigt: in Darmbakterien von Bienen können Gene von gv Raps nachgewiesen werden (horizontaler Gentransfer).

 

Juni 

„Kanzlerinitiative zur Grünen Gentechnik“ soll starten. Bundeskanzler Schröder: bietet der Industrie ein auf drei Jahre befristetes Untersuchungs- und Beobachtungs-Programm an. Im Gegenzug soll die Industrie auf eine Kommerzialisierung von gv Pflanzen bis 2003 verzichten. Hierbei sollen Umweltauswirkungen des kommerziellen Anbaus großflächig ermittelt werden.

 

September

Umfangreiche Feld-Studien des Agricultural Research Service ( USDA, USA) bestätigen, dass für die Larven des Monarchfalter keine Gefahr besteht (siehe Monarchfalter-Studie). Publiziert werden die Ergebnisse kurz vor dem 11. September 2001. Kein Medien-Echo.

 

Dezember

Wegen der BSE-Krise wird in Europa die Verfütterung von Tiermehl verboten. Ohne Importe von Raps- und Sojaschrot aus USA und Kanada wird die entstandene Eiweißlücke nicht zu schließen sein.

 

2001

Januar

Im Sog der BSE-Krise sagt die Regierung die Kanzlerinitiative ab.

 

März

Richtlinie (EC) Nr.2001/18 zur absichtlichen Freisetzung von genetisch veränderten Organismen erlassen (Freisetzungsrichtlinie)

 

Juni

Die neue Verbraucherschutzministerin Künast stoppt Zulassung der Bt-Maissorte Artuis (Bt-Mais T25) von KWS Saat AG.

 

September  

Der „Dialog Gentechnik“, unter Regie von Frau Künast wird angekündigt.

 

2002

März

Durch eine vermehrte Einfuhr von gv-Soja-Futtermitteln wird  die durch das Verbot von Tiermehl entstandene Eiweißlücke geschlossen.

 

November

EU-Ministerrat einigt sich auf einen Schwellenwert von 0,9 % für zufällige oder technologisch unvermeidbare GVO Beimischungen.

 

2003

Juli

Zustimmung im EU-Parlament zu den Verordnungen über gv Lebens- und Futtermittel. Zulassungsstopp für gv Pflanzen geht zu Ende.

 

September

Verordnungen zur Zulassung und Kennzeichnung (EC) Nr. 1829/2003 und zur Rückverfolgung (EC) Nr. 1830/2003 von Erzeugnissen aus gentechnisch veränderten Organismen

 

Oktober

Verbraucherschutzministerin Künast verbietet der ihr unterstellten Bundesanstalt für Züchtungsforschung (BAZ) in Dresden-Pillnitz das Auspflanzen transgener Apfelbäume mit Resistenz gegen Mehltau, Schorf und bakteriellen Feuerbrand in Pillnitz und Quedlinburg. Die Institutsleitung erfährt davon aus den Medien.

 

2004

Januar

Kabinett einigt sich auf den Entwurf eines novellierten Gentechnikgesetzes. 

 

Gentechnik ist Hauptthema bei der Eröffnung der Grünen Woche. 

 

Deutscher Bauernverband spricht sich für Versuchsanbau mit gv Pflanzen aus.

 

Februar

Bundessortenamt (BSA) erteilt für mehrere gv Maissorten „beschränkte Sortenzulassung“.

 

April

Im Rahmen einer Behördenneuordnung und zur Trennung von Risikobewertung und Risikomanagement werden das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR ) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) etabliert. Das BVL wird oberste Bundesbehörde für den Bereich Gentechnik und löst Robert-Koch-Institut (RKI) ab.

 

18. April Die Kennzeichnungsregeln entsprechend VO (EU) Nr. 1829/2003 für Lebens- und Futtermittel treten in Kraft.

 

Erprobungsanbau mit gv Mais in Sachsen Anhalt und sechs weiteren Bundesländern beginnt. Aussaat bis Mai auf 300 ha. 30 landwirtschaftliche Betriebe beteiligen sich; Renate Künast untersagt der ihr unterstellten Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) die wissenschaftliche Begleitung.

 

Juni

Am 18.06. verabschiedet der Bundestag die Neufassung des Gentechnik-Gesetzes. 

September

Memorandum der Union der Akademien der Deutschen Wissenschaft zur Sicherheit von gv Lebensmitteln.

 

Oktober

Initiative des BUND: 50 gentechnikfreie Zonen werden ausgerufen (430.000 ha).

 

November

Syngenta stellt Versuche mit Fusarium-resistentem gv Weizen ein und verlagert seine Aktivitäten zu Forschung und Entwicklung von gv Pflanzen in die USA.

 

Bundesrat lehnt das Gentechnikgesetz mit den Stimmen der unionsgeführten Länder ab.


Erste Ergebnisse des Erprobungsanbaus und des wissenschaftlichen  Begleitprogramms werden vorgestellt. Danach reichen bei Mais 20 m Abstand aus, um „wesentliche GVO-Einträge zu vermeiden“.

 

Die rot-grüne Bundesregierung setzt novelliertes Gentechnikgesetz durch.

 

2005

März

Gentechnikgesetz wird geändert mit Vorschriften für ein Standortregister und verschuldensunabhängigen Haftungsregeln.

 

April

EU Kommission erklärt, dass die Einrichtung rechtlich verbindlich gentechnikfreier Zonen mit dem EU-Recht nicht vereinbar ist.

 

Mai 

Normenkontrollklage des Landes Sachsen-Anhalt gegen das novellierte GenTG beim Bundesverfassungsgericht

 

An 58 Standorten wird auf einer Fläche von 341 ha Bt Mais kommerziell angebaut.
52 Freisetzungen von unterschiedlichen gv-Pflanzen für wissenschaftliche Zwecke auf 25,1 ha.

 

Juli

„Blauer Brief“ an Deutschland von der EU Kommission. Ermahnung, die EU Richtlinie zur Freisetzung in nationales Recht umzusetzen.

 

Die CDU/CSU verspricht  das Gentechnikgesetz  nach einem Wahlsieg  zu ändern.

 

Initiative „Gendreck-weg“ kündigt öffentlich Zerstörungen von  Felder mit dem Anbau von gv-Pflanzen für  kommerzielle Zwecke an  ; In der Folgezeit wurden deutschlandweit zahlreiche Anbauflächen verwüstet.

 

November

Große Koalition vereinbart im Koalitionsvertrag das „rot-grüne“ Gentechnikgesetz zu ändern. Einzelne Regelungen sollten so gestaltet werden, „dass sie Forschung und Anwendung in Deutschland "befördern“.

 

Dezember

Drei Bt-Mais-Sorten der Linie MON810 werden vom Bundessortenamt (BSA) zugelassen und dürfen somit ohne Auflagen vertrieben werden (Bestimmungen GenTG sind zu beachten).

 

Der neue Landwirtschaftsminister Seehofer bekräftigt die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages zur Änderung des GenTG – vor allem Änderung der Haftungsregeln.

 

2006

Januar

Landwirtschaftsminister Seehofer spricht sich bei der Grünen Woche für ein Nebeneinander von Ökolandbau und Grüner Gentechnik aus.

 

Februar

Der Bundestag nimmt „Drittes Gesetz zur Änderung des Gentechnik-Gesetzes“ an (einzige Ablehnung: Linke). Damit wird EU-Richtlinie zur Gentechnik in Deutschland endlich umgesetzt.

 

EU Bericht (Joint Research Centre, JRC) zum Anbau von GVO: Koexistenz ist prinzipiell möglich 

 

März

Mehr als 100 landwirtschaftliche Betriebe beteiligen sich mit einer Fläche von 180 ha beim Anbau von gv-Mais. Es gilt eine Abnahmegarantie für Nachbarfelder (Märka-Modell)

 

Landwirtschaftsminister Seehofer spricht sich für einen wissenschaftlich begleiteten und abgesicherten Versuchsanbau unter Beteiligung aller Gruppen – auch der Gegner – aus. Außerdem kündigt er die Änderung des GenTG für Sommer an.

 

Anbau von Bt-Mais an 87 Standorten auf 946 Hektar. Außerdem 53 Freisetzungen auf 8,9 ha.

 

April

Die Universität Gießen will auf einer Fläche von 12 qm 5000 gv Gerstenpflanzen aussäen.

 

Juni

BVL genehmigt einen Antrag der Universität Rostock auf Versuche mit gv Kartoffeln als Produktionssystem für Impfstoffe.

 

Landwirtschaftsminister Seehofer verschiebt die Änderung des GenTG erneut. 

 

Juli

Greenpeace gibt mit hohem PR-Aufkommen die Vorversion einer Studie zu aktuellen Forschungsergebnissen – u.a. auch aus der durch BMBF geförderten Sicherheitsforschung - an die Medien.  Es wird berichtet, dass ein hohes Risiko für Natur, Mensch und Tier bestehe. Breite Teile der Wissenschaft distanzieren sich.

 

November

BVL genehmigt Freisetzungsantrag des IPK Gatersleben zur Freisetzung von gv Winterweizen auf Institutsgelände.

 

Landwirtschaftsminister Seehofer legt Eckpunkte zur Novellierung des GenTG vor.

 

2007

Februar

Bundeskabinett beschließt Eckpunkte zur Novellierung des GenTG.

 

März

Gericht weist eine Klage des Wölfersheimer Landwirtes Glöckner gegen Syngenta ab. Er hatte auf Schadensersatz geklagt mit der Begründung, seine Kühe seien durch den Bt 176-Mais der Firma vergiftet worden.

 

Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Gilles-Eric Séralini (Universität Caen) zweifelt erneut die Sicherheit von gv Mais der Linie MON863 an.

 

81 Freisetzungen (Feldversuche) auf 68 Hektar. Wegen der Zerstörungen von Versuchen geht die Zahl der Freisetzungen in den Folgejahren dramatisch zurück.

 

April

BVL genehmigt die Freisetzung von gv Kartoffeln der BASF.

 

Deutscher Raiffeisenverband gibt Abnahmegarantie für konventionellen Körnermais, wenn er in einem Abstand von mindestens 150 m von einem Feld mit Bt Mais angebaut wurde.

 

Mai

Freisetzung von gv Erbsen der Firma Novoplant auf dem Gelände des IPK.

 

Das Forschungsprogramm Koexistenz der Bundesforschungsanstalten  wird fortgesetzt: an 5 Standorten wird Bt Mais ausgepflanzt.

 

BVL genehmigt großflächige Freisetzung der gv Stärke-Kartoffel Amflora von BASF.

 

Juni

Bayerischer Verwaltungsgerichtshof weist Klage eines Imkers zurück, Bt Mais Anbau in der Nähe seines Bienenstocks zu verbieten.

 

OLG Brandenburg weist Klage eines Imkers zurück, Bt Mais Anbau in der Nähe seines Bienenstocks zu verbieten.

 

Gericht lehnt Eilantrag von zwei Imkern (MP und BW) ab, den Bt Mais Anbau in den jeweiligen Bundesländern zu untersagen. 

 

Juli

Regierung verständigt sich auf Novellierung des GenTG. Haftungsregeln bleiben bestehen. 

 

November

Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer plant Änderung der ohne Gentechnik-Kennzeichnung.

 

Landwirtschaftsminister Seehofer will die Sicherheitsbewertung und Zulassung von gv Pflanzen zukünftig auf wissenschaftlicher Grundlage. Er sieht bisheriges Verfahren als „bedenklich“, da die Verbrauchervorbehalte nicht genügend Berücksichtigung finden.

 

Dezember

BVL hebt die Vertriebsbeschränkungen von MON810 auf. Der gv-Mais darf wieder angebaut werden.

 

2008

Januar

Koalition einigt sich auf eine neue Regelung für die Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ 

 

Geändertes GenTG wird vom Bundestag angenommen.

 

März

EU-Zulassung für Amflora wird weiter verzögert. Kein Anbau in 2008.

 

Bundestag lehnt Antrag der Grünen ab, Einfuhr und Verkauf von MON810 Saatgut zu verbieten.

 

April

BVL genehmigt Versuche mit gv Kartoffeln und Zuckerrüben an mehreren Standorten

 

Geändertes GenTG tritt in Kraft. Standortregister und Haftungsregeln wurden bei-behalten und das freiwillige Verfahren zur Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ ins GenTG eingebracht. Die Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ wird erleichtert. Produkte mit der Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ müssen nicht mehr frei von „Gentechnik“ sein.

 

Gentechnikgegner besetzen Versuchsfeld mit gv Zuckerrüben der KWS. Unternehmen bietet Dialog an, lehnt aber Einstellung der Versuche ab.

 

Freilandversuch mit gv Weizen am IPK Gatersleben wird zerstört.

 

Besetzung eines Versuchsfeldes mit gv Mais an der Uni Gießen. Versuch wird abgebrochen.

 

Ein Versuchsfeld mit gv Mais der HfWU Nürtingen wird besetzt. Nach wenigen Tagen erklärt die Universitätsleitung den Versuch für beendet, nachdem der Projektleiter von dieser dazu angehalten wurde, die Forschung abzubrechen. Gleichzeitig verspricht man, in den nächsten 5 Jahren keine Freilandforschung mit gv Pflanzen zu betreiben. Studentenproteste gegen diese Entscheidung bleiben ungehört.

 

KWS sät trotz Besetzung planmäßig gv Zuckerrüben aus.

 

Juli

Wegen schleppendem Zulassungsverfahren für Amflora klagt BASF vor dem Europäischen Gerichtshof.

 

Oktober

Als erster großer Molkereibetrieb versieht Campina Produkte der Marke Landliebe mit ohne Gentechnik Etikett. Vorausgegangen war eine massive Greenpeace-Kampagne gegen Campina.

 

Auf der Versuchsstation Neuhof der Landesanstalt für Landwirtschaft soll ein Versuch mit MON 810-Mais angelegt werden, gegen den der Imker Heinz Bablok erfolglos vor dem Verwaltungsgericht Augsburg geklagt hatte. Daraufhin evakuierte er im Frühsommer seine Bienestöcke zur Sicherheit nach München, um sie vor  "Genmais-Pollen" zu schützen. Im Herbst lässt er seine Jahresernte Honig demonstrativ vernichten mit der Begründung, wegen der Genmais-Pollen sei der Honig unverkäuflich.

 

November

In Wien wird eine Langzeitfütterungsstudie (Mehrgenerationsstudie) mit gv Mais an Mäusen vorgestellt. J. Zentek (heute FU Berlin) und A. Velimirov (FiBL Österreich) berichten von einer verringerten Fruchtbarkeit und diversen gesundheitlichen Schädigungen der Mäuse bei Verfütterung von gv Futter über mehrere Generation. Greenpeace nutzt die Studie zu einer massiven Kampagne. Zentek selbst mahnt Nachuntersuchungen an. Die Studie wird später wegen Mängel vom Ministerium, als Auftraggeber zurückgezogen.

 

2009

Januar

Die bayerische Landesregierung möchte den Anbau von gv Pflanzen verbieten. Auch Freilandversuche zu wissenschaftlichen Zwecken sollen eingestellt werden.

 

März

Die neue Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, CSU hält ein generelles Verbot des Anbaus von gv Pflanzen zu diesem Zeitpunkt für nicht durchsetzbar. Überprüft aber die  aktuelle Genehmigung von MON 810.

 

Langzeitfütterungsstudie mit Bt Mais bei Kühen zeigt: Kein Einfluss auf Gesundheit und Milchleistung (TU München/Weihenstephan)  


April

Monsanto legt Bericht über Umweltbeobachtungsprogramm zum Anbau von MON 810 vor. Auf dieser Basis will Aigner über den weiteren Anbau von MON 810 entscheiden.

 

14. April Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner verbietet Anbau von MON810 unter Berufung auf die „Schutzklausel“ im europäischen Gentechnikrecht. Sie beruft sich auf „neue wissenschaftliche Erkenntnisse“. Hier insbesondere auf eine Studie zum Zweipunkt-Marienkäfer (Hilbeck et al.) die schon mehrere Jahre alt ist und lediglich neu publiziert wurde (siehe Korrespondenz WGG: Schreiben an Dr. Angelika Hilbeck vom 29. Juni 2009, Schreiben an Dr. J.E. Schmidt vom 18. Juni 2009). Die ihr unterstellten Wissenschaftler des JKI wurden nicht gefragt, ebenso wenig die im GenTG vorgesehene Zentrale Kommission für biologische Sicherheit (ZKBS).   

 

22. April Monsanto klagt gegen das Anbauverbot von MON810. Der Eilantrag wird abgelehnt.

Mai

BVL genehmigt Freilandversuche mit gv Gerste und Kartoffeln.

 

Runder Tisch zur Grünen Gentechnik wird von Bundesforschungsministerin Schavan initiiert. Erste Gespräche ohne Ergebnis.

 

Juni  

Zerstörung eines langjährigen Forschungsprojektes mit gv Äpfeln des JKI in Dresden-Pillnitz. Erstmals Zerstörung von Versuchen in geschlossenen Anlagen.

 

Juli  

ZKBS beurteilt das Verbot von MON 810 in einem Gutachten als „wissenschaftlich nicht begründet“. 

 

BMBF-Report  "25 Jahre BMBF-Forschungsprogramme zur biologischen Sicherheitsforschung" erscheint. Es wird berichtet, dass in mehr als zwei Jahrzehnten über 300 Vorhaben zur Biologischen Sicherheitsforschung mit mehr als 100 Millionen € gefördert wurden. Mehr als 60 Hochschulen oder andere Forschungseinrichtungen waren daran beteiligt. Kein Medieninteresse. 

 

August  

Aigner stellt einheitliches Logo „ohne Gentechnik“ vor.

 

Oktober

Universität Hannover verlagert Freilandversuche mit gv Erbsen in die USA: Zerstörungsgefahr in Deutschland zu groß. 

 

 

November

Zwei Studien über Umweltauswirkungen von GVO kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Benbrook: Mehraufwand von Pflanzenschutzmitteln durch GVO  Brooks: Substantielle Umweltentlastung durch gv Pflanzen

2010

März

Österreich zieht Zentek-Studie zurück. Nur vereinzelte Medien in Deutschland und Österreich berichtet darüber.

 

Nachdem die Stärke-Kartoffel Amflora nach vielen Verzögerungen zum Anbau in der EU zugelassen ist, wird sie an einem Standort im Müritzkreis auf 15 Hektar angebaut.

 

25 Freisetzungen auf 13 Hektar

 

April

EFSA Gutachten: Keine Sicherheitsbedenken gegen MON 863

 

Mai

Umweltverbände klagen gegen die Zulassung Amflora beim Europäischen Gerichtshof.

 

August

Landwirtschaftsministerin Aigner (CSU) kündigt Änderungen im GenTG an.

 

Amflora wird geerntet.

 

September

In Schweden ist es beim Anbau der Amflora zur Vermischung mit einer anderen, noch nicht zugelassenen gv Kartoffel gekommen. Mecklenburg Vorpommerns Landwirtschaftsminister Backhaus (SPD) hat deshalb das Inverkehrbringen der dort erzeugten Kartoffeln untersagt.

 

Oktober

Laut einer juristischen Studie der Universität Bayreuth gewährleisten die aktuellen Kennzeichnungsvorschriften keine echte Wahlfreiheit, da die Verbraucher keine eindeutigen Informationen erhalten.

 

2011

März

Der Bundesrat weist einen Antrag mehrerer Bundesländer zurück, eine technische Nachweisgrenze für zufällige Beimischung von GVO einzuführen. Es bleibt somit bei der Nulltoleranz-Regelung. 

 

Anbau von Amflora-Kartoffeln an einem Standort auf 2 Hektar.

 

Bundesverfasungsgericht weist den Normenkontrollantrag in Sachen „Gentechnik“ zturück. Das Gericht stuft die grüne Gentechnik als Risikotechnologie ein und erachtet deshalb das GenTG zum Schutz der Bürger für verfassungskonform.

 

Mai

In Deutschland werden nur noch 16 Freilandversuche mit gv Pflanzen durchgeführt, neun weniger als im Vorjahr. 

 

Juli

Mehrere Versuchsfelder mit gv Pflanzen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt werden zerstört. Die betroffenen wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen setzen sich in einem gemeinsamen Appell an Politik und Öffentlichkeit für einen gewaltfreien und transparenten Dialog ein. 

 

September

Veröffentlichung der Ergebnisse eines von der bayerischen Landesregierung geförderten Projektes zur Biosicherheitsforschung von Bt-Mais: Bt-Toxin reichert sich auch nach mehrjährigem Anbau (9 Jahre) nicht im Boden an.

 

EuGH-Urteil zu Honig: Honig, der den Pollenaus GVO enthält, bedarf der Zulassung. Ein Großteil der deutschen Imker sieht darin einen Etappensieg in Richtung einer gentechnik-freie Landwirtschaft. http://www.transgen.de/archiv/1386.honig-pollen-gentechnik-zulassung.html; http://www.wgg-ev.de/archiv/stellungnahmen/20140200_Annex_5-Kommentare_Ja_Ho_Copy.pdf

http://paperity.org/p/150509/auswirkungen-und-herausforderungen-des-eugh-urteils-zu-pollen-im-honig  http://www.bvl.bund.de/DE/06_Gentechnik/04_Fachmeldungen/2011/honig_gen_pollen.html?nn=1644534

 

EU Staaten können EU-weit zugelassenen gv Pflanzen nur verbieten, wenn „die Gesundheit von Mensch und Tier oder die Umwelt offensichtlich gefährdet sind“. Der EuGH steckt enge Grenzen für nationale Alleingänge.

 

In den Koalitionsvereinbarungen in Rheinland-Pfalz (Rot-Grün) und Baden-Württemberg (Grün-Rot) wird festgelegt, dass Forschung zur Grünen Gentechnik aus Landemitteln nicht mehr gefördert werden soll.  

 

November

BASF beantragt die Zulassung einer gv Kartoffel mit Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule (Fortuna).

 

2012

Januar

Die BASF verlegt Forschung zur Grünen Gentechnik nach North Carolina, Das Unternehmen investiert jährlich 150 Millionen € in die Forschung zur Grünen Gentechnik, aber nicht mehr in Deutschland.

 

Februar

Bundesverwaltungsgericht Leipzig entscheidet, dass grundsätzlich jedes bereits ausgebrachte Saatgut vernichtet werden muss, wenn darin Spuren von nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen gefunden werden (Nulltoleranz). Jede unbeabsichtigte Ausbringung ist ein Verstoß gegen das GenTG.

 

März

EU Ministerrat stimmt gegen nationale Anbauverbote aus politischen Erwägungen. Trotzdem wurden diese in 10 EU-Staaten, darunter Deutschland, bereits erlassen. Man beruft sich dabei stets auf mögliche Gefahren für die Umwelt.

 

Mai

Laut Anbauregister finden nur noch auf vier Flächen in Sachsen-Anhalt Freisetzungen von gv Pflanzen statt.

 

Juli

Agrarwissenschaftler der Universität Göttingen (M. Qaim et al) veröffentlichen eine Langzeitstudie zu gv Bt Baumwolle in Indien. Sie zeigt, dass Erträge, Gewinne und Wohlstand der bäuerlichen Haushalte  gesteigert werden konnten und stellt damit einige gängige Vorurteile in Frage.

 

September

Eine Wissenschaftlergruppe um Gilles Eric Séralini von der Universität Caen veröffentlicht eine Langzeitfütterungsstudie mit gv Mais der Linie NK 603 bei Ratten. Ihre mit großem PR-Aufwand und gezielter Medienarbeit begleitete Veröffentlichung der Ergebnisse schlägt hohe Wellen. Die Wissenschaftler sehen durch sie die Unbedenklichkeit von gv Mais für die Gesundheit in Frage gestellt. Weite Teile der wissenschaftlichen Fachwelt zweifeln sowohl Versuchsdesign als auch Versuchsdurchführung stark an. Stark kritisiert wird auch die begleitende Medienkampagne.

 

Oktober

In ihren Gutachten kommen sowohl BfR als auch die EFSA zu dem Schluss, dass die Séralini-Studie wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genüge und die gezogenen Schlussfolgerungen nicht nachvollziehbar seien. 

 

Dezember

BVL genehmigt die Freisetzung von gv Weizen des IPK Gatersleben mit geändertem Proteingehalt.

 

2013

Keine Freisetzungen von gv Pflanzen in Deutschland.

 

Juni

Laut einer australisch-amerikanischen Fütterungsstudie sollen Schweine, die regelmäßig gv Mais und Soja fressen, häufiger an starken Magenentzündungen leiden. Wissenschaftler zweifeln die Interpretation der Autoren stark an, da diese sich statistisch auch nicht wiedergeben lassen. Unabhängig von der Fütterung litten die Tiere an verschiedensten Krankheiten und Tiere, die kein gv Futter bekamen hatten in mindestens gleicher Anzahl mit Magenentzündungen zu kämpfen.Trotzdem werden die Ergebnisse von Gentechnikkritikern als weiterer Beweis für die Risiken von gv Pflanzen kommuniziert.

 

Juli

Monsanto zieht bei der EU-Kommission alle ausstehenden Zulassungsanträge für gv Pflanzen zurück. Eine Erneuerung der Zulassung für MON 810 wird aber angestrebt. 

 

November

Nach der Bundestagswahl kommt es bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD wegen unterschiedlicher Auffassungen zur Grüne Gentechnik zu Verzögerungen: Auf der einen Seite steht die CDU mit einer grundsätzlich positiven, auf der anderen Seite sind sich CSU und SPD einig in ihrer ablehnenden Haltung. 

 

2014

 Januar - Februar

Auseinandersetzungen um die Zulassung der Maislinie 1507 der Firmen Pioneer Hi-Bred und Dow AgroSciences zum Anbau, nachdem der EU-Ministerrat bereits im November 2013 den Vorschlag für einen Beschluss des Rates über das Inverkehrbringen dieser Maislinie vorgelegt hatte.  Die EFSA hatte bereits 2012 ihre Scientific Opinion bekannt gegeben. Im Februar hatte die Abstimmung im Ministerrat über Anbauzulassung 1507 keine qualifizierte Mehrheit ergeben, da Deutschland sich der Stimme enthält.

 

Spanische Wissenschaftler haben in einer Meta-Studie bestätigt, dass gv Bt-Mais keine negativen Auswirkungen auf die zahlreichen im Maisfeld lebenden Kleinlebewesen hat. Sie werteten dreizehn Feldversuche aus, die in Spanien durchgeführt wurden.

 

Einigung im Ministerrat: Länder dürfen den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verbieten.

 

August

Forderung verschiedener NGO: Präsident der EU-Kommission, Juncker, soll den Posten des wissenschaftlichen Beraters abschaffen Zahlreiche wissenschaftliche Organisationen, darunter auch der WGG (auch: Offener Brief an Jean-Claude Juncker, designierter Präsident der Europäischen Kommission vom 13. August 2014),  widersprechen.

 

September

Das BMBF veröffentlicht einen Überblick "25 Jahre BMBF-Forschungsprogramme zur Biologischen Sicherheits-Forschung". Resumé: Von gentechnisch veränderten Pflanzen gehen keine grundsätzlichen Gefahren für die Umwelt aus. Keine Reaktion von Seiten der Politik und der Medien.

 

Oktober

Professor Stefan Jansson, Pflanzenphysiologe an Universität Umeå (Schweden), organisiert einen offenen Brief europäischer Pflanzenforscher an die „Entscheider Europas“. Darin warnen sie vor finanziellen und politischen Einschränkungen für die Pflanzenforschung in Europa. Insbesondere fordern sie, dass Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen grundsätzlich möglich sein müssen.

 

Die Umweltministerkonferenz (UMK) vom 24.10.2014 spricht sich für ein bundesweit einheitliches GVO-Anbauverbot aus (TOP 49/50)

 

Dezember

Die CDU verabschiedet auf ihrem 27. Parteitag in Köln einen Beschluss, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, die nationale Anwendung der Opt-Out-Regelung für das Verbot von GVO-Saatgut sorgfältig zu prüfen. Sie soll einen gesellschaftlichen Dialog initiieren, der neben den Risiken auch die Chancen der Agrarbiotechnologie herausstellt. Die Chance auf kommerzielle Nutzung soll grundsätzlich gewahrt und noch vorhandene Forschungskapazitäten gestärkt werden.

 

EU-Ministerrat und Europa-Parlament einigen sich darauf, dass künftig EU-Mitgliedsstaaten den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf ihrem Gebiet untersagen können. 

 

2015

Januar/Februar

Die nationalen Anbauverbote für gentechnisch veränderte Pflanzen sind endgültig beschlossen. Die neuen Regelungen sollen im Frühjahr in Kraft treten.  Das EU-Parlamente hat einem Kompromiss zugestimmt, der es den Mitgliedstaaten ermöglicht, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf ihrem Gebiet aus politischen Gründen auch dann zu verbieten, wenn die EFSA deren Anbau befürwortet hat ("Opt-Out-Regelung").

 

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) fordert ein lückenloses Anbauverbot der Grünen Gentechnik und will gleichzeitig die Risikoforschung über das Bundesamt für Naturschutz stärken.  Der WGG wendet sich in einem Schreiben an die Umweltministerin.

 

Februar

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt legt einen Entwurf zur Änderung des Gentechnik-Gesetzes vor.  Demnach soll es den Bundesländern ermöglicht werden, auf ihrem Territorium den Anbau transgener Pflanzen zu verbieten. Begründung: Größere Rechtssicherheit. Der Entwurf wird von der SPD und von den Bündnis-Grünen kritisiert: Sie fordern ein bundesweit einheitliches Verbot. Der WGG wendet sich in einem Schreiben am 25.02.2015 an Landwirtschaftsminister Schmidt.

 

Das BVL entscheidet, dass eine herbizidtoleranten Rapssorte die von dem US-Unternehmen Cibus mit Hilfe mit Hilfe eines neuen Verfahrens, der so genannten Oligonukleotidgerichteten Mutagenese (ODM), entwickelt wurde, nicht unter das GenTG fällt und deshalb frei angebaut werden darf. 

 

Eine große mediale Diskussion über die Einordnung der neuen Technologien in der Pflanzenzüchtung setzt ein.

 

März

Richtlinie (EU) 2015/412 (opt-out Richtlinie) wird erlassen und tritt im April 2015 in Kraft. Sie fügt in Artikel 26 der Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG die Anforderungen für ein nationales Anbauverbot ein. Die Richtlinie muss noch ins deutsche Gentechnikrecht überführt werden. Strittig ist,  ob es ein bundeseinheitliches Verbot geben soll, oder ob die Bundesländer jeweils eigenständig erlassen sollen. 

 

Die Konferenz der Agrarminister der Länder fordert eine bundeseinheitliche Regelung des Anbauverbotes.

 

Auf der anderen Seite fordern Wissenschaftsorganisationen, vor allem die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – acatech und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, für die Risikobewertung vor allem auf die spezifischen Eigenschaften neuer Pflanzensorten und nicht auf den Prozess ihrer Erzeugung abzustellen. Die Akademien sprechen sich gegen wissenschaftlich unbegründete pauschale Anbauverbote für GVO aus und empfehlen wissenschaftsbasierte Einzelfallprüfungen. 

 

Mai

Die SPD bekräftigt in einem Positionspapier ihre ablehnende Haltung gegenüber der Grünen Gentechnik und plädiert für einen europaweiten Verzicht auf die Technologie. Der WGG wendet sich am 06.06.2015 in einem Schreiben an die Partei. 

 

In ihrem aktuellen agrarpolitischen Bericht stellt die Bundesregierung fest, dass die Gentechnik-Kennzeichnung bleibt wie sie ist. In der EU gebe es weder in der Kommission noch bei der Mehrheit der Mitgliedstaaten politische Unterstützung für eine Ausweitung der Kennzeichnungspflicht.

 

Juni

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) stuft den Raps der US-Firma Cibus nicht als gentechnisch veränderter Organismus ein. Er fällt damit nicht unter die Bestimmungen des Gentechnik-Gesetzes. Die Behörde hat den Widerspruch mehrerer Umwelt- und Ökoverbände gegen den im März erteilten Bescheid zurückgewiesen. siehe auch: factsheet WGG Cibus Raps: GVO? - Ja oder Nein?! Entwicklungen und Statements , 16.06.2015

 

EU-Kommission weist die Entscheidung des BVL zum Cibus-Raps zurück und untersagt den Anbau. Kommission kündigt, an bis November 2015 eine Entscheidung über die Einordnung der neuen Technologien zu treffen.

 

Junge Forscher melden sich zum Streit um die Grüne Gentechnik in Deutschland zu Wort: Keine Gentechnik? Was junge Pflanzenforscher dazu sagen.

 

Juli

Die Grünen-Agrarminister reichen beim Bundesrat einen Gesetzentwurf für ein bundesweites Anbauverbot transgener Pflanzen ein.

 

Fortlaufender Streit über die Ausgestaltung des deutschen Genmais-Verbots zwischen Landwirtschaftsminister Schmidt mit dem Koalitionspartner SPD sowie mit den Bundesländern. Schmidt will das Verbot in die Hände der Bundesländer legen oder zumindest die Zuständigkeit Bund und Ländern gemeinsam übertragen. SPD und Bundesländer hingegen pochen auf die alleinige Zuständigkeit des Bundes.

 

September

Die Bundesrepublik hat bei der EU ein Anbauverbot für acht Sorten Genmais angemeldet. "Der Anbau von gentechnisch verändertem Mais ist unvereinbar mit der in Deutschland üblichen Ackernutzung", heißt es in dem Schreiben von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) an die EU-Kommission.

 

November

Die Saatgutunternehmen verzichten entsprechend der opt-out Option freiwillig auf den kommerziellen Anbau von gv Nutzpflanzen. Damit dürfen alle in der EU zugelassenen gv Pflanzen und auch solche die noch im Zulassungsverfahren stehen zukünftig in Deutschland nicht kommerziell angebaut werden.

 

Das GRACE Forschungsprojekt wird abgeschlossen. Die Ergebnisse aus dem Projekt sollen der EU-Kommission Entscheidungshilfen zur Risikobewertung von gv Pflanzen, insbesondere zu Fütterungsversuchen, geben.