SEC-Symposium 2022: Grüne Gentechnik, ja – aber wie?

Die Fachgruppe Seniorexperten Chemie (SEC) der GDCh lud Anfang November 2022 gemeinsam mit dem Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik (WGG) zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zu Gentechnik und Neuen Genomischen Techniken (NGT)

In Europa und speziell in Deutschland wird die grüne Gentechnik kontrovers und häufig emotional diskutiert. In einem schlüssig gespannten inhaltlichen Bogen informieren und diskutierten Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im DECHEMA-Haus in Frankfurt am Main über Grundlagen und Potentiale von Gentechnik sowie Crispr/Cas und Co. Moderiert wurde die mehrstündige und gut besuchte Veranstaltung vom SEC-Vorstandmitglied und Vorsitzenden des WGG, Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany.

Zu Beginn vermittelte Prof. Dr. Gabriele Krczal, Geschäfts-führerin der RLP AgroScience gGmbH, anschaulich und verständlich Grundlagen der NGT (Crispr/Cas und Co.), stellte die Entwicklungen und praktischen Anwendungen dieser neuen Techniken vor und ging der Frage nach, ob deren Anwendung in der Europäischen Union überhaupt eine Chance haben.



Im Anschluss erörterte der Agrarökonom Prof. Dr. Matin Qaim, Direktor am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn, die Rolle der Grünen Gentechnik im Hinblick auf die globalen Herausforderungen für die Ernährungssicherung und eine nachhaltige Landwirtschaft. Er zeigte messbare Erfolge durch den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen in Entwicklungs- und Schwellenländern auf und legte dar, dass eine Überregulierung von Gentechnik und NGT dazu führt, dass deren zweifelsohne vorhandenen Potentiale nicht nutzbar sind.

Über die Sicht der Wirtschaft, die Bedeutung der modernen molekularen Verfahren für die Pflanzenzüchtung und ihren Beitrag zu einem nachhaltigen Ernährungssystem referierte im Folgenden Dr. Dirk Backhaus, Mitglied des Executive Leadership Teams und Leiter des Bereichs Product Supply der Division Crop Science bei Bayer.

Mit der Rolle der Risikokommunikation und ihrer Bedeutung in der Gentechnik-Debatte setzte sich dann der Leiter der Wissenschaftsressorts von FAZ und Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Dr. Joachim Müller-Jung, auseinander. Er warf einen Blick auf die Auswertung der 2. Konsultation zur Regulation von NGT durch die EU-Kommission und analysierte den prozentualen und inhaltlichen Rücklauf.

Last but not least erläuterte Prof. Dr. Hans-Georg Dederer von der Universität Passau überaus anschaulich den gegenwärtigen Gentechnik-Rechtsrahmen der EU und erörterte die Möglichkeiten einer Novellierung in Bezug auf die neuen genomischen Techniken.

 

Die vielen Rückfragen aus dem Publikum und die nach jedem Vertrag sehr rege und konstruktive Austausch mit den gleichermaßen fachkundigen wie diskussionsfreudigen Expertinnen und Experten haben gezeigt, dass es trotz oder gerade ob der Komplexität ein enormes Interesse an allen Facetten der Thematik gibt.

Bilder: Wolfgang Gerhartz